Milano – Taranto 2011

 

Diesmal fängt die Geschichte sehr früh an, da bedingt durch die 25igste MiTa diesmal die Startplätze schon lange vor dem „offiziellen“ Meldungstermin vergeben waren. Bereits im August 2010 meldete der Schweizer Tobler dass alle seine 25 Startplätze vergeben sind.

 

 59 Jahre nach den ersten Erfolgen von LAVERDA

mit ca. 55 Jahre alten Maschinen wollen wir es versuchen

eine ähnliche Strecke zu fahren.!

 

Angespornt von Helmut haben sich viele Freunde aus der Umgebung mit uns angemeldet aber leider Absagen erhalten. Familie Sabatini, die Veranstalter haben sich zwar dazu entschlossen diesmal ein etwas größeres Starterfeld zuzulassen, aber bei über 400 Anfragen mussten trotzdem viele Zuhause bleiben. Letztendlich waren es 268 Fahrer und 30 Verkoster!

 

Das Auswahlkriterium war logisch und klar, zuerst kleine Motorräder deren Typ auch original bei der MiTa bis 1956 gestartet ist oder Fahrer die bereits früher häufig bei der MiTa dabei waren. Somit hatten Helmut (Laverda 100 Sport Lusso), Leo (Benelli Leoncino 125) und ich (Laverda 100 Sport) kein Problem mit der Anmeldung. Auch Dieter (Moto Morini Corsaro 125) und Heinz (Mondial 125 Champion Speziale) wurden angenommen.

 

So waren wir also 5 Starter hier aus Oberbayern die sich der Herausforderung 1700 km von Mailand nach Taranto stellten.

 

Da ich natürlich per Web mit vielen anderen Laverdafahrern in Kontakt stehe haben sich auch noch Kai; Manfred; Jörg; Bruno; Arwed und Cor aus Holland mit 3 Freunden (einer aus Neuseeland)  und alle auf Laverda 100 angemeldet. So kam es also dass diesmal 12 Stück Laverda 100 an der Fahrt teilnahmen und noch eine 750 SF. Sicher wieder eine ganz besondere MiTa aus Sicht von Laverda und ich glaube ich kann es schon vorwegnehmen, es war und ist unvergesslich, einfach toll ….

 

    

 

Nun, da im Dezember klar war wer mitfahren darf wurde die Reise konkreter geplant, wie nach Mailand kommen, wie von Taranto zurück nach Hause. Auch mussten einige Maschinen erst restauriert werden, hier das „Bewerbungsfoto“ von Leo im August.

 

 

 

Auch Helmuts Laverda 100 war noch in Teilen und musste über den Winter restauriert werden und auch ich wollte noch einen neunen Motor aufbauen. Nur Heinz und Ossi hatten startklare Maschinen vorzuweisen.

 

Schnell war klar dass wir mit Helmuts VW Bus T5 und Hänger wohl am besten die An- und Abreise erledigen würden. Für den Bus fand sich dann auch ein guter Fahrer (Ralf) mit viel Fahrpraxis (z.B. Sahara) und viel Oldtimerpraxis. Ralf besitzt übrigens seit kurzen auch eine 100erter Laverda in seiner Sammlung.

 

Der Hänger wurde 1 Woche vor Abfahrt extra aus einem Bootsanhänger umgebaut um 2 kleine Motorräder aufzunehmen. Der Vorteil: der Hänger lässt sich in wenigen Minuten zerlegen und braucht nur eine kleine Ecke im VW Bus. So kann Ralf dann viel bequemer der MiTa Route folgen.

 

 

Die Anreise:

 

Soweit problemlos, der Bus war aber zum „bersten“ voll!

 

 

 

Diesmal gab es extra zum 25igsten Jubiläum eine besondere Fahrzeugklasse „La Gloriose“ für Maschinen deren Typ bei der original MiTa bis 1956 gestartet sind. Für unsere 100erter Laverdas und Leo`s Leoncino in der Kategorie „La Gloriose“ wurden dann in Mailand sogar rote Teppiche ausgerollt!

 

 

 

Anmeldung und Fahrzeugkontrolle waren schnell erledigt, es blieb dann noch viel Zeit mit Freunden und Bekannten fachzusimpeln und am Abend dann Mücken erschlagen und versuchen etwas zu schlafen bzw. zu dösen um in der Nachtfahrt nicht allzu müde zu werden.

 

 

Start und 1. Etappe: Nachtfahrt

von Milano Idroscalo nach Zola Pedrosa Bologna

(c) www.rastlos.com

 

Wir Laverdafahrer haben beschlossen die Nachtfahrt in einer Gruppe gemeinsam zu fahren, das klappte auch einige Zeit bis Cor und seine Freunde zurückblieben. Eine der Laverdas hatte wohl bereits Probleme. Meine Batterie hat genau bis zum Morgengrauen gehalten, dann war sie platt aber ab dann brauchte ich auch kein Licht mehr. Wir haben einmal bei Parma eine Abfahrt verpasst, konnten aber rechzeitig zur Zeitkontrolle wieder auf die Strecke zurückfinden.

 

Die „überrestaurierte“ Mondial von Heinz hat leider immer wieder Lichtausfall in der Nacht und auch die Zündung will nicht richtig funktionieren. Dieter und Leo geleiten Ihn aber gut und sicher. Jetzt rächt sich dass er zwar herrlichen Lack, Chrom und poliertes Alu am Bike hat, die Elektrik aber alt und original belassen bei heißem Motor nicht funktionieren will. Da auch keine Ersatzteile zu bekommen waren musste Heinz die restliche Tour im Begleitbus mitfahren, hatte aber trotzdem viel Spaß.

 

   

 

 

 

Für mich eine schöne Fahrt die am Vormittag in den Hügeln südlich Bolognas mit herrlichen Kurven ausklang. Hier haben einige dann auch der Laverda die Sporen gegeben und es zeigt sich welcher Motor und Fahrer am besten ist.

 

 

 

Kurz vor der Ankunft am 1. Ziel überraschten uns dann einige Freunde vom 3C-Moto Club Breganze an der Stecke mit Ihrem Besuch und Glückwünschen für die weitere Fahrt.

Am Ziel gab es dann erstmal ein Bier und köstliches Risotto, am Nachmittag im Hotel dann etwas relaxen. Das Essen am Abend für über 300 Teilnehmer war gut, die Halle aber sehr schwülwarm und leider war der Rote nicht nach unseren Geschmack (war vielleicht ganz gut weniger zu trinken, ha ha!).

 

2. Etappe: Zola Pedrosa nach Torgiano

(c) www.rastlos.com

 

 

Der wohl schönste Tag (aber leider auch ein Schwarzer für unsere Laverdas, siehe weiter unten), wir verlassen die doch eher flache Emilia-Romagna und durchqueren die Toscana bis nach Umbria. Schönes Wetter, viele Kurven und tolle Landschaft ein herrlicher Tag.

Leider geht am ersten größeren Berg mein Kolben fest, er löst sich dann zwar wieder aber am nächsten Berg ist dann der Kolben am Ende und geht endgültig fest und

das Pleuel brach ab. Da am Vergaser durch Vibrationen der Schieberdeckel und der Schwimmerdeckel lose waren vermute ich eine Gemischabmagerung der Motor lief ja bereits zuvor über 1000 km ohne Probleme.

Per Handy wurde Ralf im Begleitbus gerufen, nach 10 Minuten war er da und in weiteren 50 Minuten der Ersatzmotor  (100 Tourismo) eingebaut.

 

 

 

 

    

Ralf und Heinz halfen tüchtig mit, nur so war der Umbau in 50 Minuten möglich. Danach hab ich tüchtig Gas gegeben um den Zeitrückstand wieder aufzuholen. Am nächsten Kontrollpunkt waren es noch 45 Minuten bis zum Ziel war die Fehlzeit wieder eingeholt. Doch halt, leider hatte ich es mit der Aufholjagd etwas übertrieben, in einer Kurve ca. 1 km vorm Ziel musste ich wegen eines riesigen Schlaglochs gerade in ein Stoppelfeld ausweichen. Leider waren zwischen Straße und Feld noch eine Böschung nach unten und ein kleiner Graben und so haben meine Laverda und ich einen netten Salto nach vorne gemacht. Passiert ist soweit nichts, es hat sich bewährt alle Teile in Rot zu kunststoffbeschichten, so hatte die Laverda nicht mal einen Kratzer und ich war auch sehr weich gefallen und musste nur die Erde von Jacke und Hose klopfen.

Am Ziel setzte dann Regen ein (das erste und letzte Mal während unserer Fahrt), aber das war kein großes Problem, in der anschließenden Sonne auf dem Weg zum Hotel wurden wir bereits wieder halbwegs trocken.

 

 

     

 

Kai hatte auf der Fahrt zum Hotel einen bösen Sturz da seine vordere Bremse plötzlich blockierte.

Die Gabel und Bremsankerplatte zerbrachen und er hat sich böse am Knie verletzt. Am Abend hat er dann mit Hilfe der Schweizer und deren Ersatzteile das Bike wieder fertig gemacht und konnte etwas humpelnd (und sicher mit Schmerzen) die Fahrt weitermachen. Hut ab, das ist der wahre Geist der MiTa, erst aufgeben wenn gar nichts mehr geht.

 

Am Abend dann ein Galaessen in einer alten Burg mit herrlichem Ausblick und ich glaube 100 Vorspeisenhäppchen. Man glaubt immer man wird nicht satt, kann dann aber zum Schluss doch nichts mehr essen. Das war sicher das kulinarische Highlight und dauerte bis weit in die Nacht.

 

 

 

Schade dass Kai und die Schweizer den Abend schrauben mussten, aber auch andere schraubten bis spät in die Nacht, das Bild ist um 1:30 Uhr aufgenommen.

 

 

3. Etappe: Torgiano nach Ferentino

(c) www.rastlos.com

 

 

Durch Umbria und Lazio eine weitere schöne Etappe. Der Morgen begann etwas neblig aber nach ca. 1 Stunde hatten wir dann nur noch einen schönen sonnigen Tag. Die Landschaft war herrlich immer wieder kleine Hügel und viele, viele Kurven. Die Zeit der Pannen und Stürze scheint vorbei

und wir alle können die Fahrt wirklich genießen.

 

 

 

 

 

4. Etappe: Ferentino nach Caserta

(c) www.rastlos.com

 

 

Durch Lazio und Campania geht es hügelig weiter.  Am Morgen auf dem Weg vom Hotel zum Start fährt Manfred auf ein plötzlich bremsendes Auto auf. Gott sei dank ist auch diesmal wieder dem Fahrer nichts passiert und auch die Laverda konnte mit einigen Kabelbindern etc. wieder weiterfahren. Die Temperatur steigt zunehmend an: Leo`s 2-Taker droht am Berg festzugehen deshalb fahren Leo und Ossi diese kurze Etappe (nur 200 km) etwas langsamer. Der Mittagsstopp bietet das bisher beste Buffet, lecker Antipasti, Nudeln und Salsicia vom Grill, hier verweilen wir etwas länger, die anschließende Fahrt zum Hotel nach Caserta geht die Straße nur noch geradeaus durch die Hitze Süditaliens.

 

    

 

 

 

In Caserta könnten wir eigentlich ein altes Königsschloß besichtigen, aber wir ziehen es vor im herrlich klimatisierten Hotel ein paar Biere zu genießen.

 

5. Etappe: Caserta nach Bari

(c) www.rastlos.com

 

 

Von Campania durch Basilicata nach Puglia geht es diesen Tag. Am Morgen haben wir noch einige schöne Straßen über kleine Hügel aber dann geht es nur noch durch den Backofen. Die Weizenfeder neben der Straße bieten keine Abkühlung, die Lufttemperatur ist etwa 40°C. Wir fahren unsere Kleinen nun langsamer und motorschonend und trinken literweise Wasser an den Stopps. Was wenn das Bike jetzt ausfällt geht mir durch den Kopf, kein Schatten weit und breit und kein Tropfen Trinkwasser, aber zum Glück viele hilfsbereite Teilnehmer die hinter uns nachfolgen.

 

Aber auch die Hitze ist nun mal Teil der MiTa und muss wie bereits beim originalen Rennen vor über 50 Jahren von Fahrer und Maschinen bewältigt werden.

Als wir am Nachmittag dann den ersten Blick auf das Meer bei Bari werfen und etwas angenehmere Meeresluft uns entgegen bläst wissen wir, wir haben es fast geschafft. Dieter und Leo kommen erst spät am Ziel an, da Dieter in Bari kurz vorm Ziel das Kupplungsseil reist, er hat aber Ersatz dabei.

 

 

 

 

 

Helmut wird etwas nervös da der Motor plötzlich deutlich mehr vibriert als die letzten Tage, er nimmt den Zylinderkopf und den Zylinder am Hotelparkplatz ab, aber alles scheint OK. Wahrscheinlich sind lediglich die Motorhaltegummis bei den hohen Temperaturen weicher und geben mehr Vibrationen weiter. Wir beschließen aber zur Sicherheit am nächsten Tag noch langsamer nach Taranto zu fahren.

 

 

 

 

6. Etappe: Bari nach Taranto

(c) www.rastlos.com

 

 

Es ist geschafft, die letzte kurze Etappe geht nur bis Mittag, dann sammelt sich das ganze Fahrerfeld in Villa Castelli um die letzten 20 km im Konvoi mit Polizeieskorte und über alle roten Ampeln ohne zu halten nach Taranto zu fahren. Danke an den Steckenposten der uns am Morgen in die falsche Richtung auf die Autostrada schickte, so wurde auch der letzte Tag noch mit einigen zusätzlichen Kilometern zum Erlebnis.

In Villa Castelli haben wir dann etwas Wartezeit bis alle zusammen sind und genießen den ersten Spritz in der Bar am Marktplatz.

 

 

 

Kai ging dann kurz vor Taranto das Benzin aus, er hat sich dann an meinem Arm festgehalten bis Taranto, ein netter Aermacci Fahrer hat auch geholfen das Bike mitzuziehen und so sind alle 12 Laverda 100 in Taranto angekommen.

 

Die letzten 400 Meter bis zum Ziel darf dann jeder nach Startnummer sortiert alleine Vollgas geben

bis die Schwarz-Weiße-Flagge zum letzten mal die Fahrt beendet.

 

 

 

 

 

Die Preisverleihung am Abend mit traditionellem Fischessen zieht sich dann leider ziemlich lange hin, jeder erhält einen Erinnerungspokal und einen limitieren Kunstdruck des MiTa Plakates.

 

 

 

 

        

 

Rückfahrt nach Deutschland

 

24 Stunden am Steuer, Helmut hat wohl einen neuen Rekord aufgestellt. Aber es war auch für alle anderen anstrengend im Bus zu sitzen. Bereits am Vortag haben wir den Hänger wieder zusammengebaut um dann am Morgen nach dem Frühstück loszufahren. In Reggio Emilia haben wir halt gemacht, ich habe dort einen weiteren Laverda 100 Sportmotor gekauft (war abgesprochen auf einem Oldtimermarkt) und eine herrliche Pizza genossen. Am Montag um 8.00 Morgens war ich dann wieder zuhause

 

 

Resümee

"MOTO LAVERDA:  L`utilitaria che vince le corse", ein alter Werbespruch von Francesco Laverda kommt mir in den Sinn.

Zumindest an Erfahrung mit unseren Bikes haben wir gewonnen.

"La piccola moto, per il grande turismo", ein anderer Werbespruch trifft es wohl besser, eine wunderschöne Tour

mit einen kleinen Motorrad.

 

 

 

 

 

 

P.S. schöne Berichte sowie viele tolle Bilder sind auch auf der homepage des Veranstalters http://www.milanotaranto.it sowie

http://www.laverda-gemeinschaft-deutschland.de/Rennstrecken/die-25-edizione-milano-taranto.html

von Manfred und Kai zu sehen!

 

Forza Laverda

 

Sigi